Regenschlacht in Gütersloh

Amphibienfreundliche Nässe und Temperaturen, die wohl nur Eskimos und Kaiserpinguine als „sommerlich“ bezeichnen würden, überdeckten ebenso wie der trist-graue Himmel die Ostwestfalen-Meisterschaften der Schülerinnen und Schüler in Gütersloh. Ergebnisliste

Das Junior Team durfte sich am Ende des regnerischsten aller Tage über zahlreiche neue Bestmarken und zwei Bronzeplätze von Lilieth Schumacher im Werfen und Lea Szielasko über 800-Meter freuen. Jeder der Neun schaffte es zudem, sich eine Urkunde zu erkämpfen (nur für die ersten 8 eines Wettbewerbs)!

Egal ob beim Blick in den Wochenkalender oder in die Zeitung, der Begriff „Sonntag“ wollte einfach nicht so herüber kommen, wie naive Assoziationen darüber vermuten lassen würden. Bereits früh am Morgen machte sich eine Sälzer Vorhut auf den verstauten Weg Richtung Gütersloh. Pünktlich um 11 Uhr bestritten zunächst Owen Ross, Tobias Langen und Gardy Einhorn ihren Weitsprung. Leider war Owens Anlauf nur bei einem von drei Versuchen gültig, da jedoch war das Resultat mit 3,77 m unter den Erwartungen. Mit 4,45 m konnte auch Tobias bei den 14-jährigen nicht in den Endkampf einziehen und landete bei 4,45 m. Besser machte es Gardy, dessen weitester Flug erst bei 4,74 m aufhörte. Was ihnen im Weitsprung nicht gelang, ließen sie beim 100-Meter-Sprint nicht auf sich sitzen. Souverän gewann Owen seinen Vorlauf in 13,10 Sekunden. Tobias benötigte gar nur 12,98 sec, was eine neue persönliche Bestzeit und eine Verbesserung von mehr als einer halben Sekunde gegenüber den Kreis-Mehrkampf-Meisterschaften bedeutete. Mit 13,32 Sekunden kam Gardy leider nicht in den Finallauf. Dort schien auch Tobias nicht wirklich angekommen zu sein. Denn nach einem langen, teils unbehaglichen teils gemütlichen Wettkampftag schien auf den letzten Metern, trotz einwandfreiem Start, die Luft heraus zu sein. Seine 12er-Fabelzeit konnte er so zwar nicht wiederholen, mit 13,22 Sekunden blieb er aber als Siebter weiterhin schnell unterwegs. Seine neue Bestzeit fürs Finale hob sich Owen auf. In schnellen 12,86 Sekunden winkte am Ende Platz 5, wobei nur eine Viertelsekunde zum Erstplatzierten Michael Schulte aus Fürstenberg fehlten.

Auch Yves Eckert schaffte es bei den ein Jahr jüngeren Schülern nach schnellem Vorlauf von 11,02 Sekunden ins abschließende Finale. Dort konnte er die Vorlaufzeit in etwa halten (11,04 Sekunden) und überquerte als Sechster die Ziellinie nach 75m. Das 4,10m-Weitsprung-Intermezzo darf ebenfalls als solide Leistung gewertet werden, bedenkt man, was auch Lea Szielaskos Wettbewerb auf gut Deutsch verzerrte. Denn die „Weitsprungbretter, die (normalerweise) die Welt bedeuten“, verhießen an diesem Tag nur eines: reihenweise Fehlversuche!
Danke, lieber Leichtathletik-Verband:
Warum nicht einfach mal der Weitsprungzone fristlos kündigen?
Warum nicht einfach mal gar kein Wort darüber verlieren?
Warum nicht einfach mal mitten in der Saison und quasi ad hoc?
Ist ja echt ne tolle Sache, wenn alle Kinder völlig verunsichert mehr aufs Absprungbrett starren als sich auf den Sprung zu konzentrieren. Pädagogisch absolut richtig, Athleten und Trainer gleichermaßen ins kalte Wasser zu schmeißen (in Gütersloh sogar doppelt wörtlich). Sportlich 100% sinnvoll, so ne mickrige Regeländerungchen mitten in der Saison zu vollstrecken. In Summe also echt super, was sich die klugen Köpfe da schon wieder ausgedacht haben – waren vielleicht sogar dieselben, die mit dem wahnsinnig innovativen Konzept der „Kinderleichtathletik“ genau in die Gegenrichtung steuern wollen.*

*(Für alle mit einer Ironie-Intoleranz).
Aber trotz der unsportlichen Rahmenbedingungen gab auch Lea Szielasko beim „Weitsprung vom Brett“ ihr bestes. Nur Sekunden vor dem ersten Sprung informiert, legte Lea besonders Wert auf den „Ab-“ und weniger auf den „Sprung“ selbst. Mit 3,91 m absolvierte sie trotzdem noch einen guten Wettkampf.

Das Salzkotten noch mehr als Sprint und Sprung zu bieten hatte, wusste später fast die ganze W13-Ballwurf-Konkurrenz mit dem Blick auf die Ergebnisliste. Denn an dritter Stelle reihte sich dort Lilieth Schumacher ein. Vielleicht war es der rutschige und schlammartige Aschenplatz, der ein Gefühl von Heimat in der Fremde bot, vielleicht die Wut über die nervende Dauerverletzung, vielleicht gutes Training oder vielleicht auch einfach nur Talent. Lilis richtige Mischung aus diesen Komponenten ergab jedenfalls starke 37-Meter, neue persönliche Bestweite inklusive.

Leider musste sie beim abschließenden 800-Meter-Lauf schmerzbedingt passen, sodass sie ihre Fabelzeit von 2:34 Minuten bei den Ostwestfälischen Hallenmeisterschaften nicht wiederholen konnte. Möglicherweise wird sie aber bereits bei den Hochstiftmeisterschaften (also auf ähnlicher Ebene) ihr Können erneut unter Beweis stellen.

Mehr als würdig vertreten wurde Lili von Elena und Emily Devereux, Schwesterchen Cosima sowie Lea. Besonders die Geschwister Devereux, die eigens für dieses Rennen mit gesamter Familie am Nachmittag angereist waren, erwischten einen perfekten Start. Elena setzte sich dabei direkt an die Spitze des Feldes und konnte zunächst das Tempo des Laufes kontrollieren. Auch Emily lief beherzt los und konnte zusammen mit Cosima im Schlepptau ihre ältere Schwester in der zweiten Runde überholen. Taktisch wie immer astrein lief Lea ihre zwei Stadionrunden in fantastischen 2:45,88 Minuten und damit direkt auf den dritten Podestplatz. Elena, der zum Schluss hin leider etwas die Kräfte verloren gegangen waren,  kam bei den 13-jährigen mit 2:54,40 Minunten auf den vierten Rang. Emily und Cosima lieferten sich ein packendes Rennen, von dem beide – zeitlich – sehr profitierten. Cosima finishte in verheißungsvollen 2:49,50 min als hervorragende Fünfte. Streicht man die Wertungen der ebenfalls mitlaufenden, ein Jahr jüngeren Athletinnen, so kam Cosi sogar aufs Treppchen! Auch Emily kann mit ihren schnellen 2:51,22 min mehr als zufrieden sein. Sie wurde damit Achte und weckte mit ihrem lockeren Laufstil und dem stahlharten Durchhaltevermögen bereits Vorfreude auf die kommenden Wettkämpfe mit Mittelstrecken.

Ausgekühlt, aber sichtlich zufrieden mit seinen Schützlingen zeigte sich Coach Rupert Richards nach dem Wettkampf und freut sich auf trainingsreiche Wochen bis zum Top-Ereignis der heimischen Leichtathletikwelt, den 13. Junior Team Open am 30. Juni in Büren.

An dieser Stelle vor der Diashow noch ein herzliches Dankeschön an alle Facility Assitant Umbrella Manager, die aufopferungsvoll unter der Gefahr ihrer eigenen trockenen Unversehrtheit dafür sorgten, dass die hier zu sehenden Fotos ohne fiese Wasserflecken präsentiert werden können.

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